
Ein Camp mit Bischof, Mörder und Superheld
Als Auftakt der diesjährigen Sommercamps erlebten rund 20 Jungen spannende Tage beim Pfingstcamp im Noviziat in Alzgern.
Während die Novizen der Legionäre Christi ihren Arbeitsmonat auf der Baustelle in Ratingen oder im Sozialpraktikum mit geistlich behinderten Menschen verbrachten, bezogen rund 20 Jungen aus verschiedenen Teilen Bayerns vom 29. Mai bis 2. Juni das „sturmfreie“ Noviziatsgebäude in Alzgern zu einem Ferienlager in den bayerischen Pfingstferien mit P. Martin Baranowski, P. Leonhard Maier und Br. Johannes Paul Jäger.
Neben spannenden Wald- und Teamspielen, hitzigen Kartfahrten, Erfrischung an einem kühlen Badesee und dem Besuch der Alzgerner Kellerschützen beschäftigten sich die Teilnehmer während der Camptage mit der Filmtrilogie von Spiderman. Darin entdeckten sie viele Fragen und Probleme von Jugendlichen wie körperliche Veränderungen, Konflikte mit Gleichaltrigen, Spannungen mit Eltern, Lehrern und Erwachsenen, Erfahrung von Freiheit und Verantwortung, Entwicklung der Persönlichkeit und der Beziehung zum anderen Geschlecht, der Umgang mit Schwierigkeiten sowie mit eigenen und fremden Fehlern. Dabei faszinierten die zentralen Botschaften der Trilogie: „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.“ „Wir müssen standhaft sein.“ „Intelligenz ist kein Privileg, sondern eine Gabe. Sie muss für das Wohl der anderen eingesetzt werden.“ „Egal welche Kämpfe kommen. Wir haben immer die Wahl. Unsere Entscheidungen machen uns zu dem, was wir sind.“ Jugendseelsorger P. Martin Baranowski sieht in der Spiderman-Thematik auch einen Bezug zum christlichen Leben:
Ein Christ muss kein Superheld sein, aber durch die Taufe erhalten wir eine besondere Identität, die eine Verantwortung für andere beinhaltet. Wenn wir die kennen lernen und sie durch die Schwierigkeiten von außen und innen wächst und sich bewährt, dann wird das Leben besonders, einzigartig und spannend, und wir können auch zur Hoffnung und Hilfe für viele Menschen werden.
Ein Highlight war die Fronleichnamsmesse und -prozession in Altötting mit Bischof em. Wilhelm Schraml. Dabei unterstützten die Campteilnehmer die örtlichen Ministranten und begleiteten nach der Messe bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen das Allerheiligste zu den vier Stationen. Anschließend befragten die Jungen die Besucher von Altötting auch zu ihrem Verständnis von der Eucharistie und dem Brauch der Fronleichnamsprozession: „Es gab überwiegend positive Antworten. Ein Befragter sagte mir, er glaube zwar selbst nicht an die Eucharistie, aber er finde es sehr wichtig, dass wir Jugendliche diese Tradition kennen lernen.“ Die biblische Herkunft der Eucharistie, eucharistische Wunder und die Bedeutung von Messe, Anbetung, Messstipendien und eucharistischer Nüchternheit wurden darauf in thematischen Einheiten vertieft.
Am Abschlussabend berichtete Überraschungsgast Thorsten Hartung von seinem Lebensweg: Nachdem er nach einer schwierigen Kindheit in die Kriminalität gerutscht war und einen Mord begangen hatte, entdeckte er während des folgenden 22-jährigen Gefängnisaufenthaltes den christlichen Glauben und ließ sich taufen. Während seines Zeugnisses konnte er sich der Fragen der Jungen kaum erwehren: „Wie ist so eine richtige Schlägerei?“ „Wie fühlt man sich im Gefängnis?“ „Hast Du einen Ausbruchsversuch geplant?“ „Wo hast Du das Geld versteckt?“ Der bekehrte Mörder berichtete aber vor allem von der Freude, die sich ihm auftat, als er erstmals die Liebe Gottes entdeckte und durch den Gefängnisseelsorger in den katholischen Glauben eingeführt wurde. Heute sagt er:
Es reicht mir nicht, getauft zu sein. Es geht darum, Christus ähnlich zu werden, ihn nachzuahmen.
Dazu engagiert sich der heute 57-Jährige in der Arbeit mit jugendlichen Straftätern und der Integrationsarbeit von Flüchtlingen. „Das war mein erstes Camp – aber sicher nicht mein letztes,“ sprudelt ein begeisterter Erstteilnehmer, als ihm der Abschied schwer fällt. „Mein Sohn war ganz in seinem Element“ schreibt eine Mutter auf WhatsApp, nachdem sie die ersten Berichte ihres Sprösslings angehört hat. In den Sommerferien gibt es noch einige freie Plätze bei den Sommercamps, die zu einer Erfahrung von Glaube, Gemeinschaft und Freundschaft einladen. Informationen dazu finden Sie hier.